Grenzenlose Perspektiven. Freischwimmen. Köpper in die Kunst!
Mit der Ausstellung Freischwimmen. Köpper in die Kunst! die bis zum 28. September 2025 im Kunstmuseum Wolfsburg zu sehen ist, lädt das Haus zu einem ebenso spielerischen wie vielschichtigen Kunsterlebnis ein. Rund 100 Werke von über 30 internationalen Künstlern bilden einen Parcours, der den Besuchern individuelle Wege durch die zeitgenössische Kunst eröffnet.
Ohne vorgegebene Laufrichtung, aber mit Raum für spontane Entdeckungen setzt die Ausstellung bewusst auf eine offene Dramaturgie. Klassische Ordnungssysteme werden aufgelöst zugunsten eines dialogischen Zusammenspiels von Raum, Werk und Publikum. Dabei treffen prominente Positionen, etwa von Olafur Eliasson, Tobias Rehberger, James Turrell, Elizabeth Peyton, Cindy Sherman oder Jeppe Hein, auf weniger bekannte, aber ebenso prägnante Beiträge, unter anderem von Nairy Baghramian, Janette Laverrière und dem Künstlerkollektiv GCC. Mit dieser Auswahl stellt das Kunstmuseum Wolfsburg nicht nur bestehende Sammlungshighlights aus, sondern integriert gezielt neue Zugänge und erweitert so die Perspektiven auf zeitgenössische Kunstproduktion.
Die Ausstellung wurde erstmals von einem spartenübergreifenden Team aus Kuratorik, Vermittlung und Kommunikation entwickelt. Diese Zusammenarbeit spiegelt sich in einer thematischen und methodischen Vielfalt, die den heutigen Ansprüchen an ein inklusives und dynamisches Museum entspricht. Damit reagiert das Kunstmuseum Wolfsburg auch auf aktuelle internationale Debatten über die Rolle von Museen als offene Erfahrungsräume, wie sie zuletzt durch ICOM und den Deutschen Museumsbund definiert wurden.
Freischwimmen strukturiert sich metaphorisch entlang eines sommerlichen Freibadbesuchs: Ankommen führt in Zonen von Orientierung und Desorientierung, etwa durch Jeppe Heins verspiegelte Labyrinthe oder die skulpturalen Arbeiten Baghramians, die mit Motiven wie dem Reisegepäck spielen. Eintauchen meint immersive, oft digitale Zugänge zur Kunst. James Turrells Lichtinstallation oder das partizipativ entwickelte Studio Digital eröffnen multisensorische Erfahrungsräume. Auftauchen thematisiert schließlich das soziale Erleben von Kunst. Werke von Tobias Rehberger oder Olafur Eliasson greifen auf Interaktion und kollektive Wahrnehmung zurück, bis hin zur Einladung, sich per Selfie selbst ins Kunstgeschehen einzuschreiben.
Besonderes Augenmerk gilt der Verbindung analoger und digitaler Präsentationsformen. So bietet das Studio Digital (entwickelt in Kooperation mit Schülern des Max-Born-Gymnasiums Backnang) eine Plattform, auf der sich klassische Museumsinhalte mit digitalen Erlebnissen verbinden lassen. Das Projekt versteht sich nicht nur als pädagogisches Angebot, sondern als ernstzunehmende Erweiterung der künstlerischen Auseinandersetzung.
Zugleich richtet sich Freischwimmen an ein breites Publikum: Ob mit Vorkenntnissen oder als neugierige Entdecker. Der Parcours lädt dazu ein, sich auf ganz persönliche Weise mit der Kunst auseinanderzusetzen. Wer möchte, kann sich dabei sogar symbolisch den eigenen „Freischwimmer“ verdienen. Ein augenzwinkernder Verweis auf das titelgebende Motiv des selbstbestimmten Kunstschwimmens.
Mit Freischwimmen. Köpper in die Kunst! demonstriert das Kunstmuseum Wolfsburg, wie Ausstellungen jenseits klassischer Vermittlung neue Zugänge zu Kunst und Wahrnehmung eröffnen können. Die Einladung zum freien, kreativen Mitgestalten wird hier zur musealen Praxis und zur zeitgemäßen Antwort auf die Frage, wie Museen heute als offene Orte der Begegnung funktionieren können.