Utopia. Recht auf Hoffnung – Kunst als Gegenentwurf zur Resignation

 

Das Kunstmuseum Wolfsburg widmet seine große Herbstausstellung 2025 (zu sehen bis 11. Januar 2026) einem Thema, das aktueller kaum sein könnte: Utopia. Recht auf Hoffnung. In einer Zeit globaler Krisen, von Kriegen und Fluchtbewegungen über den Klimawandel bis hin zu einem wachsenden Vertrauensverlust in demokratische Systeme, setzt das Haus bewusst ein Zeichen der Zuversicht. Die von Andreas Beitin konzipierte Schau versammelt rund 60 internationale Künstlerinnen, Künstler und Kollektive, die in unterschiedlichen Medien und Formaten nach neuen Wegen des Zusammenlebens fragen.

Anstatt einen großen, geschlossenen Weltentwurf zu präsentieren, konzentriert sich die Ausstellung auf sogenannte Mikro-Utopien, kleine, aber wirkmächtige Visionen, die alternative gesellschaftliche Modelle entwerfen. Dabei geht es um konkrete Ansätze, wie Solidarität, ökologische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit gelebt werden können. Kunst wird hier als Labor verstanden, das Denk- und Handlungsräume öffnet, in denen Hoffnung als aktive Haltung begriffen wird, nicht als Wunschdenken, sondern als Motor für Veränderung.

Der Titel der Ausstellung erinnert an John Lennons und Yoko Onos legendäres Lied Imagine, dessen Friedensappell seit über fünfzig Jahren nichts an Aktualität verloren hat. Wie damals steht auch heute die Frage im Raum, wie eine Welt ohne Krieg, Gier und Hass aussehen könnte, und welche Schritte dahin möglich sind. Die Ausstellung versteht Hoffnung daher nicht als Rückzug ins Träumerische, sondern als Aufforderung, den bestehenden Realitäten mutig entgegenzutreten.

Thematisch gliedert sich Utopia in sieben Cluster, die sich farblich voneinander abheben und Besucherinnen und Besuchern Orientierung geben. Neben Videoarbeiten, Installationen und skulpturalen Arbeiten finden sich auch Projekte aus angewandten Bereichen, die Visionen für nachhaltige Architektur, ökologische Technologien oder neue Formen des Zusammenlebens vorstellen. Zu den beteiligten Positionen zählen unter anderem AES+F, Olafur Eliasson, Otobong Nkanga, Tomás Saraceno, Yael Bartana und Kader Attia.

Begleitet wird die Ausstellung von einer umfangreichen, transdisziplinären Publikation, die Beiträge namhafter Autorinnen und Autoren aus Kunst, Philosophie und Sozialwissenschaft enthält. Sie bietet weiterführende Perspektiven auf das utopische Denken in Zeiten der Polykrise, als Möglichkeit, gesellschaftliche Entwürfe jenseits von Zynismus und Weltuntergangsrhetorik neu zu imaginieren.

Mit Utopia. Recht auf Hoffnung versteht sich das Kunstmuseum Wolfsburg als Ort, an dem Kunst Impulse für eine gerechtere und lebenswertere Zukunft setzt. Der Appell lautet, mehr Utopien zu wagen, als gemeinschaftliche Praxis, die Hoffnung nicht als Illusion, sondern als Recht begreift.

kunstmuseum.de

 
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